Nachhaltigkeit bei Pankl: Anja Brauneder im Interview

Wenn man an Nachhaltigkeit oder Klimaschutz denkt, fallen einem sicher viele Begriffe, Bilder oder Unternehmen ein, die sich mit diesen Themen beschäftigen. An Pankl denken wahrscheinlich die wenigsten. Dennoch drehen wir seit Jahren an vielen Stellschrauben im Konzern, um die Unternehmensprozesse Schritt für Schritt nachhaltiger zu gestalten. Seit Herbst verstärkt auch Anja Brauneder als Nachhaltigkeitsmanagerin das Racing-Team. Wie sie den Bereich Nachhaltigkeit im Konzern etablieren will und was ihre großen Ziele sind, haben wir sie im Interview gefragt.

Pankl revolutioniert den Leichtbau seit 1985

Mit seinem ersten Produkt – dem Titanpleuel – hat Gerold Pankl nicht nur Rennsport-Geschichte geschrieben, sondern auch das Thema Leichtbau in der Firmen-DNA bei Pankl verankert. Seit 1985 ist der Leichtbau ein ständiger Begleiter und Innovationstreiber des obersteirischen Herstellers von Motor- und Fahrwerkskomponenten.

Der Leichtbau und seine Entwicklung

Die Pankl-Firmengeschichte begann in einer Garage. Und zwar beim Versuch, das eigene Rennauto noch schneller zu machen. Der damals passionierte Rennfahrer Gerold Pankl sen. wollte für sein Fahrzeug hoch performante Motorkomponenten, die ein ganzes Rennen über halten, aber viel weniger wiegen als herkömmliche Pleuel oder Kolben. Dabei entstand das erste Pankl-Produkt, welches nicht nur den Motorsport revolutionierte, sondern auch den Grundstein für den heutigen Konzern gelegt hatte: ein Pleuel aus dem Werkstoff Titan.

Das galt damals als eine Neuheit, waren doch die in den Rennautos verbauten Pleuel aus Stahl. Durch den Einsatz dieser Titan-Pleuel war es möglich, das Gewicht des Motors und somit des Fahrzeugs zu reduzieren und so die Performance zu steigern.

Mit der stetigen Erweiterung des Produktportfolios wurde die Firma Pankl nach und nach ein wichtiger Lieferant von hoch performanten Leichtbau-Komponenten im Motorsport. Forschung und Entwicklung war schon immer ein wichtiger Bereich im Konzern. Denn nur durch neue Erkenntnisse schaffen wir es immer wieder Verbesserungen am Design, der Beschichtung oder den Herstellungsprozessen durchzuführen, um die Komponenten noch performanter zu machen. Dabei kann Pankl mit einer hohen Fertigungstiefe im eigenen Haus aufwarten: Von der Zerspanungstechnik über die Umformtechnik bis hin zur additiven Fertigung stehen dem obersteirischen Weltmarktführer eine Vielzahl von Technologien zur Verfügung.

Mittlerweile beliefert Pankl nicht nur die Motorsportindustrie mit ihren Leichtbau-Produkten, auch viele namhafte Sportwagenhersteller im Serienbereich haben bereits Pankl-Komponenten unter der Motorhaube. Der Einsatz von leichten Bauteilen bedeutet nicht nur mehr Leistung im Straßeneinsatz, sondern auch einen geringeren Kraftstoffverbrauch und weniger Emissionen durch weniger Masse. Leichtbau zieht sich bei Pankl so durch alle Bereiche, weil es im Bereich der Mobilität sehr viele Vorteile bietet.

Der Leichtbau in der Praxis

Wenn man Oliver Wolkner, Geschäftsführer der Pankl Engine Systems am Standort in Bruck, fragt, wo die Grenzen des Leichtbaus liegen, ist die Antwort schnell klar: „Die Grenzen liegen in der Physik. Im Leichtbau ist es nicht nur wichtig, dass die Komponenten so leicht wie möglich sind, sondern in unserem Fall, dass die eingesetzten Materialien den Belastungen im Motor standhalten müssen.“

Aufgrund der jahrelangen Erfahrung ist bei neuen Projekten der Arbeitsablauf bei Pankl immer ähnlich angeordnet: Die Kunden liefern diverse Motordaten auf Basis derer die geforderten Bauteile auslegt werden. Daraus folgt das erste Produktdesign. Anschließend wird mittels verschiedener Verfahren simuliert, ob diese Bauteile die geforderten Lasten aushalten. Dadurch kann Pankl vorab kalkulieren, ob das Produkt noch weiter optimieren werden kann. Auf Basis der Ergebnisse werden dann die Prototypen gefertigt, die an den internen Prüfständen getestet werden. Erst nach erfolgreicher Freigabe werden die Prototypen letztlich an den Kunden für weitere Motorentests geliefert. Nach Abschluss aller Durchläufe am Prüfstand erfolgt dann die finale Freigabe für die tatsächliche Produktion.

Werkstoffwissenschaften als wichtiger Erfolgsfaktor

Der Bereich der Werkstoffwissenschaften umfasst – wie der Name schon sagt – alle Themen, die sich mit der Materialzusammensetzung von Komponenten auseinandersetzen. Dazu zählen alle vor- und nachgelagerten Prozesse in der Herstellung, wie die Beschaffenheit des Materials, die Umformung, die Optimierung mittels Wärmebehandlung oder die Beschichtung von einzelnen Bauteilen. All diese Bereiche haben einen großen Einfluss auf die Performance und Stabilität von Fahrwerks- und Antriebskomponenten.

Vor allem im Motorsport spielt die Optimierung von bestehenden Werkstoffen eine große Rolle: Durch die vorherrschenden Reglements sind die Racing-Teams mit ihren Möglichkeiten limitiert, was zur Folge hat, dass bereits eingesetzte Bauteile immer wieder verbessert werden sollen. Dabei muss man vor allem hinsichtlich Designs und Oberflächenbehandlung der Komponenten oft neu denken. „Wie kann ich das Verschleißverhalten durch glattere Flächen oder durch Einsatz von der Oberflächenbeschichtung ändern? Wie schaffe ich es, die bestehenden Komponenten noch leichter zu machen?“, sind die Aufgabenstellungen, die wir tagtäglich so beantworten müssen, um einzelne Motorkomponenten noch performanter auszulegen.

Die Additive Fertigung und Motorenkomponenten

Über die Jahre hat Pankl eine hohe Fertigungstiefe innerhalb der Pankl-Gruppe aufgebaut, um mit den verschiedenen Herstellungsmöglichkeiten State of the Art Bauteile für die Racing-, High Performance oder sogar Luftfahrtindustrie herzustellen. Auch auf Additive Fertigung – bekannt als metallischer 3-D-Druck – wird dabei gesetzt. Seit 2017 findet man in Kapfenberg eines der wohl größten Kompetenzzentren für eben diese Fertigungstechnologie. Im Bereich des Additive Manufacturing werden die Komponenten aus einem dafür geeigneten Pulver hergestellt. In den 3-D-Druckern werden diese Schicht für Schicht hergestellt. Durch diese Herstellungsmethodik ist es möglich, bis dahin unmögliche Gestaltungsformen umzusetzen. Vor allem in Hinblick auf die Möglichkeit, diese Komponenten innen hohl zu gestalten, ist diese Methodik vor allem für den Leichtbau eine wichtige Fertigungstechnologie.

Dabei arbeitet Pankl auch im Bereich der Motorkomponenten viel mit dieser Herstellungstechnologie und konnte damit auch das Produktportfolio um neue Leichtbau-Komponenten erweitern, wie beispielsweise die Herstellung von Öl-Jets, welche für die Kühlung im Motor verantwortlich sind. Laufend wird im Konzern an weiteren Verbesserungen dieser Fertigungstechnologie gearbeitet, um den Anwendungsbereich zu erweitern und die Additive Fertigung noch zielgerichteter einzusetzen.